Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen ist in den USA ein an Masern erkranktes Kind gestorben. Alles weit weg, könnte man denken. Aber auch hierzulande ist die heimtückische Krankheit keine traurige Ausnahmeerscheinung. Die Zahl der Masernfälle ist in Europa so hoch wie seit einem Vierteljahrhundert nicht. Für die Kleinsten ist die Infektion besonders gefährlich. Und da sie sich nicht selbst schützen können, sind Kleinkinder und Säuglinge darauf angewiesen, dass Erwachsene sie vor Schlimmeren bewahren.
Wie das geht? Eine Mutter etwa, die immun gegen diese Krankheit ist, weil sie geimpft wurde, gibt die eigenen Antikörper an ihr Kind weiter. Diese Schutzstoffe verhindern in den ersten Lebenswochen eine Infektion. Mit der Zeit werden die Antikörper jedoch abgebaut und der Nestschutz endet. Wann genau es so weit ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In den letzten Jahren hat die Forschung jedoch gezeigt, dass dieser Schutz möglicherweise nicht so stark ist, wie Ärzte und Forscher einst dachten. Manche Kinder sind schon nach drei Monaten ohne Schutz, andere erst nach neun, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).
Zwei Impfungen verhindern eine Masern-Erkrankung
Die erste Impfung gibt es in der Regel mit elf Monaten, so empfiehlt es die ständige Impfkommission (Stiko). Die zweite folgt dann im besten Fall im Alter von etwa 15 Monaten. Die Abwehrzellen des menschlichen Körpers lernen auf diese Weise, Masernviren zu erkennen und sich gegen sie zu wehren. Der Zweifachpieks ist wichtig, denn etwa acht Prozent sind nach der ersten Impfung noch nicht immun. Das heißt aber auch: Eine Infektion wäre schon vor der schützenden Impfung möglich.
Wie schnell sich Infektionen unter Ungeschützten verbreiten, wenn der Erreger einmal im Umlauf ist, zeigt sich aktuell in den USA. Mehr als 600 Fälle gab es dort in den vergangenen Monaten. Masern sind eines der ansteckendsten Viren der Welt. Neun von zehn ungeimpften Menschen infizieren sich, wenn sie mit einer infizierten Person in Kontakt kommen.
Krankheiten, die man nicht haben muss

Sie fühlen sich angeschlagen, ein dumpfer Schmerz meldet sich links in Ihrer Brust, er strahlt langsam aus und droht Sie zuzuschnüren. Ein paar Tage später blühen rote Flecken an Ihrer Brust auf, die sich zu einem Band oder Gürtel gruppieren. Spätestens jetzt ist klar: Sie haben eine Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt. Schuld an dieser schmerzhaften Krankheit ist das Varicella-Zoster-Virus (VZV). Stecken Sie sich das erste damit Mal an, bekommen Sie Windpocken. Das geschieht meist in der Kindheit. Danach sind Sie zwar ein Leben lang vor Windpocken geschützt, aber die Erreger bleiben im Körper und können zum Beispiel bei Stress eine Nervenentzündung auslösen - eben die berüchtigte Gürtelrose. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigt ab dem 50 Lebensjahr. Die möglichen Komplikationen sind gravierend: Siedeln sich zum Beispiel Bakterien auf der verletzten Haut an, droht Ihnen eine sogenannte Superinfektion: Die Stelle entzündet sich zusätzlich, sie vernarbt, und Ihre Haut kann sich sogar dauerhaft verfärben. Haben sich die Zosterbläschen auf Ihrer Stirn oder Ihrer Kopfhaut gebildet, kann der Erreger vorübergehend Ihre Gesichtsnerven lähmen. Ist das Virus in die Zellen Ihrer Augennerven gekrochen, zerstört es möglicherweise die Binde- und Hornhaut. Unter Umständen können Sie erblinden. Ungefähr jeder siebte, der eine Gürtelrose überstanden hat, entwickelt eine sogenannte postherpetische Neuralgie, starke Nervenschmerzen, die Monate länger dauern als die Gürtelrose selbst. Glücklicherweise kann man sich dagegen impfen lassen. © Getty Images
Dabei reicht es schon, wenn ein Baby oder Kleinkind einfach nur die Raumluft im Wartezimmer einatmet, wenn dort eine infizierte Person gehustet oder geniest hat. Denn anders als viele andere Viren bleiben Masernviren bis zu zwei Stunden in der Luft. Kein Klassenzimmer, kein Supermarkt, kein Bus sind dann mehr sicher. Und da das Immunsystem von kleinen Kindern noch nicht ausgebildet ist, haben sie ein höheres Risiko für schwere Komplikationen und auch den Tod. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC erkrankt eines von 20 mit Masern infizierten Kindern an Lungenentzündung. Etwa eines von 1.000 entwickelt eine gefährliche Hirnschwellung – für Eltern mit kleinen Kindern ist das eine furchtbare Vorstellung. Was also tun, wenn es zu einem Ausbruch in der Umgebung kommt, und man ein Kleinkind zu Hause hat?
1.Die Kinder vor Infektionsherden schützen
Bei einer derart ansteckenden Krankheit ist das schwierig. In den USA haben einige Kinderärzte in betroffenen Gebieten nun wie zu schlimmsten Covidzeiten begonnen, frühe Morgenbesuche für Familien mit kleinen Babys zu reservieren oder angeboten, die kleinen Patienten in Autos zu untersuchen, um eine Exposition im Wartezimmer zu vermeiden. Denn Erkrankte lassen sich nicht so einfach identifizieren. Ansteckend sind sie schon Tage bevor sich der typische Ausschlag zeigt. In dieser Zeit fühlen sich die Kleinen einfach nur krank mit Fieber und Halsschmerzen. Verhindern lässt sich eine Ansteckung so also nicht wirklich.
2. Die Impfung vorziehen
Tatsächlich ist es möglich, vom empfohlenen Impfstart abzuweichen. Nach Kontakt zu einer an Masern erkrankten Person etwa kann man schon ab einem Alter von sechs Monaten im Rahmen einer sogenannten „Postexpositionsprophylaxe“ impfen.
Weil das Immunsystem der Kinder zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unreif ist, braucht es vermutlich etwas mehr Hilfe, um einen vollständigen Schutz aufzubauen. Auch könnten noch vorhandene mütterliche Antikörper den Aufbau eines langfristigen Impfschutzes stören. Die einfache Lösung sind in diesem Fall drei Impfungen, so die Empfehlung der Experten: die erste also zum Beispiel nach sechs Monaten, die Zweite im Alter von elf bis 14 und die dritte 15 bis 23 Monate nach der Geburt.
3. Gemeinsam einen Herdenschutz aufbauen
Die beste Möglichkeit, Kinder zu schützen, ist der Herdenschutz. Krankheitserreger haben kaum eine Chance, sich zu verbreiten, wenn ein großer Teil einer Gruppe immun gegen diese Erreger ist. Im Fall von Masern müssten dafür flächendeckend 95 Prozent der Menschen geimpft sein.
Dann sind nicht nur die Menschen geschützt, die geimpft sind, sondern auch die, die noch keinen Schutz haben, weil sie zu jung sind, zu krank oder auch weil sie gegen eine Impfung entschieden haben. Sie profitieren ohne eigenes Zutun von der Impfbereitschaft anderer.
1984 hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel gesetzt, die Masern auszurotten. Möglich wäre es, bislang jedoch wurde dieses Ziel verfehlt. In Krisen wie der Covid-Pandemie, in Zeiten des Krieges oder wenn Gelder für Gesundheitsprogramme in armen Ländern fehlen, werden Impfungen oft ausgesetzt. Dazu kommt, dass es Menschen gibt, die Bedenken haben, sich impfen zu lassen. Noch immer etwa gibt es Gerüchte, dass Impfungen Autismus auslösen könnten, dabei wurde dieser Mythos durch Studien mehrfach und eindeutig widerlegt. Andere verpassen schlicht den Impftermin.

In Deutschland müssen daher seit 2020 alle Kinder ab einem Jahr gegen Masern beim Eintritt in Kindergarten oder Schule immunisiert sein. Der Vorstoß zeigt Wirkung: Der Anteil zweifach geimpfter Kinder im Alter von 24 Monaten stieg von 70 Prozent (2019) auf 77 Prozent (2023). Der Anteil der zweifach geimpften Sechsjährigen ist von 89 Prozent (2019) auf 92 Prozent (2023) geklettert.
3. Nicht auf Mittel wie Vitamin A vertrauen
Vitamin A schützt nicht vor Masern. Ein Vitamin-A-Mangel kann sich aber möglicherweise negativ auf den Krankheitsverlauf der Infektion auswirken. So gibt es Hinweise, dass der Mangel zu Augenschäden und Erblindung führen kann und das Risiko eines schweren Masern-Verlaufs unter einem Vitamin-A-Mangel größer ist.
In bestimmten Fällen werden Infizierte während einer Masern-Infektion daher auch mit Vitamin A behandelt. Die meisten Studien dazu wurden jedoch in den 1980er und 1990er Jahren in Afrika südlich der Sahara durchgeführt, wo Vitamin-A-Mangel ganz im Gegensatz zu Industrienationen häufig vorkommt.
Doch Vitamin A kann leicht überdosiert werden. Werden größere Mengen davon über längere Zeiträume verabreicht, kann das zu Erbrechen, verschwommenem Sehen, Kopfschmerzen und, in schweren Fällen, zu Leberschäden und Koma führen. Ähnlich verhält es sich mit Lebertran, der große Mengen an Vitamin A enthält.
Genau das scheint gerade in den USA zu passieren: Nachdem der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., ein bekennender Impfskeptiker, in Interviews auf Vitamin A und Lebertran als Heilmittel verwiesen hatte, begannen Eltern in Westtexas, ihren Kindern hohe Dosen zu verabreichen. Schon bald berichteten Ärzte von Anzeichen von Leberschäden bei einigen ihrer jungen Patienten.
Der einzige Schutz vor einer Erkrankung bleibt also die Impfung. Bevor es sie gab, forderte die Krankheit weltweit jedes Jahr noch etwa 2,6 Millionen Todesopfer. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Aber auch der Tod der beiden Kinder in den USA hätte mit einer Impfung verhindert werden können.
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