Für viele Menschen heißt palliativ: unheilbar krank. Allein das Wort verbreitet Angst und Schrecken. Patrice Aminati erklärte schon im Mai dieses Jahres in einem Interview, ihr metastasierter Hautkrebs habe Stadium vier erreicht und sei somit unheilbar. Sie lasse sich palliativ behandeln. Was bedeutet das? Wie lange hat sie noch zu leben?
Diese Frage treibt offenbar die Menschen um. Man wünscht sich eine möglichst präzise Antwort: drei Monate? Ein Jahr? Oder doch nur noch wenige Tage?
Patrice Aminati hat die Hoffnung nicht aufgegeben
Die Wahrheit ist: So unvorhersehbar wie das Leben ist, so unvorhersehbar ist auch der Zeitpunkt des Todes, wenn jemand an einer unheilbaren Krankheit leidet. Fragt man Patrice Aminati selbst, so bedeutet für sie "palliativ" keineswegs, dass sie alle Hoffnungen auf ein Wunder schon aufgegeben hat. Sie kenne Menschen, die zehn, elf, zwölf Jahre mit einem unheilbaren Krebs leben.
Komplett unrealistisch? Tatsächlich spricht sie ja aus Erfahrung, denn im gleichen Interview sagt sie auch, dass sie ihre eigene Prognose "bis Weihnachten" – sie meint das Jahr 2024 – schon längst übertroffen habe.
Auch der Palliativmediziner Matthias Thöns, der seit vielen Jahren mehrere hundert Sterbende im Jahr begleitet, kann auf die drängende Frage nach der Lebenserwartung keine befriedigende Antwort geben. "Im Durchschnitt leben meine Patienten ungefähr noch drei Wochen", sagt er – nur um seine Antwort gleich wieder zu relativieren. "Das liegt aber leider auch daran, dass uns Patienten oft erst auf dem Sterbebett zugewiesen werden."
Die Frage, wie viel Zeit ein einzelner Mensch noch vor sich hat, wenn er mit einer Palliativbehandlung beginnt, sollte sich also verbieten – auch im Fall von Patrice Aminati. Wer glaubt, dass eine präzise Angabe in Wochen oder Monaten möglich ist, hat das Wesen dieser sehr besonderen Therapieform nicht verstanden.
Der wichtigste Unterschied zu einer auf Heilung ausgerichteten Therapie ist ihr Ziel: Es geht nicht darum, das Leben von Patienten zu verlängern oder ihre Gesundheit wiederherzustellen, sondern nur darum, die Lebensqualität in der letzten Lebensphase zu verbessern.
Palliativmedizin bedeutet Teamarbeit
Dazu arbeiten auf den Palliativstationen und in ambulanten Palliativteams mindestens fünf Berufsgruppen zusammen: Psychologinnen und Psychologen kümmern sich um die Ängste und Depressionen der Patienten. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sorgen für ein möglichst stabiles soziales Umfeld. Seelsorgerinnen und Seelsorger sprechen mit den Patienten über Existenzielles und Glaubensfragen.
Und dann sind da natürlich noch Ärztinnen, Ärzte und Pflegende, die für eine möglichst weitreichende Beschwerdefreiheit ihrer Patienten sorgen: Sauerstoffgabe und nichtinvasive Beatmung bei Atemnot, Therapie von Schmerzen, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Dabei kommen moderne Medikamente und technische Hilfsmittel zum Einsatz, zum Beispiel eine schmerzlindernde Strahlentherapie oder computergesteuerte Medikamentenpumpen.
Im Idealfall sollte eine Palliativbehandlung schon zum Zeitpunkt der Diagnose einer möglicherweise oder wahrscheinlich zum Tode führenden Krankheit einsetzen und über die letzten ein bis zwei Jahre des Lebens fortgesetzt werden. Dann erst entfaltet sie ihre volle Wirkungskraft – und die kann gewaltig sein.
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