Moose wirken zart – sind aber extrem zähe Überlebenskünstler. Im Death Valley sind sie ebenso zu finden wie im Himalaja und auf Lavafeldern. Nun ist ein noch unwirtlicherer Ort hinzugekommen: das Weltall. Neun Monate lang hat Moos außen an der Raumstation ISS angebracht überlebt, wie ein Forschungsteam im Fachjournal „iScience“ berichtet.
Die Bedingungen dort sind wahrhaft extrem: heftige Temperaturschwankungen, Vakuum, UV-Licht, kosmische Strahlung und kaum noch Gravitation. „Wir hatten mit nahezu null Überlebensrate gerechnet, doch das Ergebnis war das Gegenteil: Die meisten Sporen überlebten“, sagte Hauptautor Tomomichi Fujita von der Universität Hokkaido. „Wir waren wirklich erstaunt über die außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit dieser winzigen Pflanzenzellen.“
Moose vermehren sich über samenähnliche Sporen, die von Sporophyten genannten Strukturen gebildet werden. Solche Sporophyten hatte das Team ins All geschickt. Von März bis Dezember 2022 waren sie insgesamt 283 Tage lang den Bedingungen im Weltraum ausgesetzt. Mehr als 80 Prozent der danach wieder zur Erde gebrachten Sporen keimten.
„Die meisten Lebewesen, einschließlich Menschen, können im Vakuum des Weltraums nicht einmal kurzzeitig überleben“, erläuterte Fujita. Die Sporen hingegen könnten einer groben Modellierung des Teams zufolge womöglich sogar etwa 15 Jahre unter Weltraumbedingungen überstehen.
Seit 500 Millionen Jahren auf der Erde
Dass die Kapsel der Sporen eine so gut schützende Barriere ist, habe es den Bryophyten – der Pflanzengruppe, zu der Moose gehören – vor 500 Millionen Jahren ermöglicht, sich von Wasserpflanzen zu Landpflanzen zu entwickeln und mehrere Massensterben zu überleben, vermuten die Forscher. Womöglich ließen sich mit Moosen auf künftigen Fernreisen andere Planeten begrünen.
Bryophyten stellten eine vielversprechende Alternative zu Algen und Nutzpflanzen dar, da sie effizient Kohlenstoff fixieren, Sauerstoff produzieren und sich an schwaches Licht anpassen könnten, heißt es in der Studie. „Als Pionierpflanzen haben Bryophyten das Potenzial, Regolith in fruchtbaren Boden umzuwandeln und so die Ökosystementwicklung auf anderen Planeten zu fördern, ähnlich wie Torfmoos den Boden verbessert.“
„Letztendlich hoffen wir, dass diese Arbeit ein neues Feld für den Aufbau von Ökosystemen in extraterrestrischen Umgebungen wie dem Mond und dem Mars eröffnet“, sagte Fujita. Auf der Erde kommt das bei dem Experiment genutzte Kleine Blasenmützenmoos (Physcomitrium patens) in Eurasien und Nordamerika vor allem an trockengefallenen Flussufern und abgelassenen Teichen vor.
Vor den Moosen haben schon allerlei andere Lebewesen ungeschützte Ausflüge in den Weltraum überlebt, verschiedene Mikroben vor allem. Auch ein als absoluter Überlebenskünstler geltendes Tier war schon dabei: das Bärtierchen.
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