Nur zwei, drei Takte, und schon erscheinen die Bilder vor dem inneren Auge – die aufregende Klassenfahrt, die wilde Party, der erste Kuss. Es ist wie in einer Zeitmaschine: Jeder Song lässt ein anderes Ereignis wieder aufleben. Wissenschaftler der finnischen Universität Jyväskylä haben dieses Phänomen nun genauer untersucht. Für ihre Studie, die im Fachmagazin „Memory“ veröffentlicht wurde, haben sie fast 2000 Personen aus 84 Ländern befragt.

Die Teilnehmer wurden gebeten, ein Musikstück zu nennen, das für sie eine tiefe persönliche Bedeutung hat. Die Antworten zeigten, dass jene Musik, die Menschen emotional am meisten berührt, vor allem aus ihrer Jugend stammt – mit einem Höhepunkt um das 17. Lebensjahr. Über Jahrzehnte bleibt diese Musik für sie bedeutsam.

Iballa Burunat, die Hauptautorin der Studie, vergleicht das jugendliche Gehirn mit einem Schwamm – „aufgeladen mit Neugier und Belohnungsdrang“. Da es noch nicht vollständig entwickelt sei, würden starke emotionale Erlebnisse mit der damit verbundenen Musik besonders tief und lebhaft aufgenommen.

Die Gedächtnisforschung spricht vom Erinnerungs-Hügel oder Reminiszenz-Buckel. Dass dieses Phänomen so lange anhält, zeige, so Burunat, wie wichtig die Musik für die Identitätsbildung eines Menschen ist.

Die Forscher entdeckten aber auch auffällige Unterschiede zwischen Männern und Frauen. So würden Männer oft zu intensiven, rebellischen Musik-Genres neigen, die jugendliche Identität und Unabhängigkeit fördern. Frauen dagegen würden sich häufig mit einem breiteren Spektrum von Musik – von Pop über Soul bis Klassik – beschäftigen und diese auch als Mittel zur sozialen Verbundenheit nutzen.

Und noch einen Unterschied stellten die Forscher fest: Frauen würden eher als Männer auch neuere Songs mit neuen persönlichen Erfahrungen verknüpfen, die manchmal sogar emotional bedeutsamer werden können als Musik aus der Jugend.

Am Sprachzentrum vorbei

Aus welcher Lebensphase ein Song am Ende auch stammt – der besonderen Wirkung von Musik kann sich kaum jemand entziehen. Die Melodien umgehen das Sprachzentrum des Gehirns. Unmittelbar und ohne Worte wecken sie vergessene Momente. Etwa ab dem 40. Lebensjahr gewinnen jedoch die prägenden Eindrücke aus der Jugend zunehmend an Bedeutung.

So schafft Musik eine Verbindung zur Vergangenheit und hält die Erinnerung an die Teenagerzeit wach. Mit Blick auf den Wunsch nach Longevity eigentlich eine elegante Methode, sich ewig jung zu fühlen.

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