Bis Mitte des 21. Jahrhunderts wird sich die Zahl der weltweiten Krebsneuerkrankungen deutlich erhöhen. Einem umfassenden Report zufolge steigt sie von 18,5 Millionen Fällen im Jahr 2023 auf 30,5 Millionen 2050, prognostiziert eine internationale Forschungsgruppe im medizinischen Fachjournal „The Lancet“.

Diese Zunahme lässt sich hauptsächlich auf das Bevölkerungswachstum und die alternden Gesellschaften zurückführen, denn ältere Menschen sind anfälliger für Krebs. Wird mit einer standardisierten Altersstruktur gerechnet, sinkt die relative Häufigkeit von 2024 bis 2050 wiederum um 5,7 Prozent.

Obwohl die weltweiten Krebssterberaten (altersbereinigt) sinken, gilt dies allerdings nicht für einige Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen sowohl die Raten als auch die Zahlen steigen. Und man ist laut der Studie noch weit entfernt von dem ehrgeizigen Ziel der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung, die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund nicht übertragbarer Krankheiten, zu denen Krebs zählt, bis 2030 um ein Drittel zu senken. Zumal die Zahl der Krebsopfer bis 2050 laut der aktuellen Prognose weltweit um 74,5 Prozent steigen wird: auf 18,6 Millionen Todesfälle.

Deshalb betonen die Autoren, dass sich 41,7 Prozent der rund 10,4 Millionen Krebstodesfälle im Jahr 2023 auf Faktoren zurückführen lassen, deren Einfluss eigentlich verändert werden könnte. Das berichtet die Forschungsgruppe um Lisa Force von der University of Washington in Seattle. Denn 4,33 Millionen dieser Todesfälle stehen in Zusammenhang mit vermeidbaren Risikofaktoren. Zusammengefasst gingen durch Krebserkrankungen 2023, global betrachtet, 271 Millionen Lebensjahre verloren.

Das Team nutzte für die Datenanalyse das Rahmenwerk des Projekts „Global Burden of Disease“ (übersetzt: weltweite Krankheitslast), das am Hans Rosling Center for Population Health der University of Washington angesiedelt ist. Anhand von Zahlen aus Krebsregistern, Personenstandsregistern sowie Interviews mit Familienangehörigen oder Pflegekräften von Menschen, die an Krebs verstorben sind, liefert die neue Analyse aktualisierte und erweiterte Schätzungen: für den Zeitraum von 1990 bis 2023, und zwar in 204 Ländern und Gebieten für 47 Krebsarten oder -gruppen und 44 bekannten Risikofaktoren. Die Forscher erstellten zudem eine Prognose für die weitere Entwicklung von 2024 bis 2050.

Der Trend war bislang weltweit sehr unterschiedlich: Im Zeitraum 1990 bis 2023 sank die altersstandardisierte Zahl der Krebsneuerkrankungen in Ländern mit hohem Einkommen um 3,4 Prozent, in Ländern mit höherem mittlerem Einkommen um 8,8 Prozent. Im Gegensatz dazu erhöhte sich die Zahl der Fälle in Ländern mit niedrigerem mittlerem Einkommen um 28,6 Prozent und in Ländern mit niedrigem Einkommen um 23,6 Prozent.

Im Jahr 2023 beispielsweise war Brustkrebs die weltweit am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei beiden Geschlechtern, während Krebserkrankungen der Luftröhre, der Bronchien und der Lunge am häufigsten zum Tod führten.

„Krebs trägt weiterhin erheblich zur globalen Krankheitslast bei und unsere Studie zeigt, dass er in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich erheblich zunehmen wird, mit einem überproportionalen Wachstum in Ländern mit begrenzten Ressourcen“, erklärt Force in einer Mitteilung ihrer Universität. „Trotz des offensichtlichen Handlungsbedarfs haben Maßnahmen zur Krebsbekämpfung und deren Umsetzung in der globalen Gesundheitspolitik nach wie vor keine hohe Priorität“, beklagt die Medizinerin, „und in vielen Bereichen stehen nicht genügend Mittel zur Verfügung, um dieses Problem anzugehen.“

Impfung schützt vor Krebs

Der größte Risikofaktor, der reduziert werden könnte, ist in den meisten Ländern der Tabak-Konsum, dem 21,4 Prozent der Todesfälle durch Krebs zugeordnet wurden. In Ländern mit niedrigem Einkommen birgt hingegen ungeschützter Sex, das unvorsichtige Verhalten steht im Zusammenhang mit 12,5 Prozent aller Krebstodesfälle. Und die sind vor allem dadurch zu erklären, dass dabei Humane Papillomviren (HPV) übertragen werden können, die unter anderem zu Gebärmutterhalskrebs und Tumoren an Penis und After führen können.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren; was mit einer Kostenübernahme durch die Krankenkassen verbunden ist. Das Nachholen der Impfung empfiehlt die Stiko für ungeimpfte Jugendliche bis zu ihrem 18. Geburtstag.

Einer kürzlich im Fachblatt „Eurosurveillance“ veröffentlichten Analyse zufolge ist die Impfung gegen HPV sehr effektiv. Für diese wurden Gesundheitsdaten der „Trial23“-Studie aus Dänemark ausgewertet, und zwar die von Frauen des Jahrgangs 1994 aus dem Zeitraum 2017 bis 2024.

In Deutschland führen die folgenden fünf Krebsarten geschlechterübergreifend am häufigsten zum Tod: Lungenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs. Von 1990 bis 2023 ist die altersstandardisierte Anzahl der Krebsneuerkrankungen pro Jahr laut Studie zwar um 3,3 Prozent gestiegen, von einer Inzidenz von 317,4 Fällen auf 100.000 Einwohner auf 328 Fälle. Doch die Sterberate hat sich in dieser Zeit um 24,9 Prozent verringert. In diesem Rückgang schlagen sich die verbesserten Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland nieder.

In einem begleitenden Kommentar in „The Lancet“ nennen Qingwei Luo und David Smith von der University of Sydney, als größte Stärke der Studie den umfassenden globalen Ansatz und die systematische Analyse. Als Schwäche werten sie die mangelnde Datenqualität und -verfügbarkeit in vielen Ländern. „Die Ergebnisse unterstreichen die dringenden globalen Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit, die sich aus dieser bevorstehenden Krebsbelastung ergeben.“

„Vier von zehn Krebstodesfällen sind auf bekannte Risikofaktoren, wie Tabak-Konsum, schlechte Ernährung und hohen Blutzucker, zurückzuführen; daher bieten sich den Ländern enorme Möglichkeiten, diese Risikofaktoren gezielt zu bekämpfen, Krebserkrankungen vorzubeugen und Leben zu retten“, so Theo Vos, Co-Autor der Studie und emeritierter Professor der University of Washington. Sowohl individuelle Maßnahmen als auch Ansätze auf der Bevölkerungsebene seien nötig, um bekannte Risikofaktoren zu reduzieren.

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