Allein in Deutschland leben neun Millionen Menschen mit einem diagnostizierten Typ-2-Diabetes. Weltweit sind nach Schätzungen der WHO rund 800 Millionen Menschen betroffen. Ihre erhöhten Blutzuckerwerte steigern auf Dauer das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, schädigen Nerven und die feinen Blutgefäße, was zu Nierenversagen und Erblindung führen kann. Das diabetische Fußsyndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Amputationen.
Eine internationale Studie unter Leitung von Forschern der University of Washington in Seattle kommt nun zu dem alarmierenden Ergebnis, dass fast die Hälfte aller betroffenen Menschen noch nichts von ihrer Diabetes-Erkrankung wissen. In Afrika südlich der Sahara ist der Anteil mit mehr als 80 Prozent besonders hoch, heißt es in der Studie.
Längst ist Typ-2-Diabetes nicht mehr nur ein Problem wohlhabender Industrienationen und aufstrebender Schwellenländer. Auch in ärmeren Entwicklungsländern nehmen die Fallzahlen als Folge veränderter Ernährungsgewohnheiten zu. Fast Food, stark verarbeitete Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil kombiniert mit Bewegungsmangel führen zu Übergewicht und erhöhen damit das Diabetes-Risiko.
„Bis 2050 werden voraussichtlich 1,3 Milliarden Menschen mit Diabetes leben“, schreiben die Forscher „Und wenn fast die Hälfte von ihnen nicht weiß, dass sie an einer schweren und potenziell tödlichen Erkrankung leiden, könnte dies leicht zu einer stillen Epidemie werden.“ Bereits 2022 hatte sich die WHO das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 80 Prozent der Menschen mit Diabetes zu diagnostizieren.
Es ist die besondere Tücke dieser Stoffwechselerkrankung, dass sie oft lange unbemerkt bleibt und sich nur schleichend bemerkbar macht. Zu den ersten Symptomen gehören starker Durst und häufiger Harndrang, Müdigkeit, Sehstörungen, Trockenheit und Juckreiz der Haut sowie oft auch eine höhere Anfälligkeit für Infektionen. Werden die Beschwerden stärker, kann es bereits zu bleibenden Schäden gekommen sein.
Die jetzt im Journal „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlichte und von der Gates Stiftung finanzierte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass weltweit nur jeder fünfte diagnostizierte Diabetiker eine optimale Behandlung erhält. Es gibt also einen enormen Therapie-Bedarf. Die höchsten Raten für eine optimale Blutzuckereinstellung unter den behandelten Personen konnten die Forscher in Südamerika feststellen.
Die Ergebnisse der Studie sind beunruhigend. Doch frühzeitig erkannt, lässt sich Typ-2-Diabetes oft noch ohne Medikamente mit einer Änderung des Lebensstils in den Griff bekommen. Ein Schwerpunkt im Kampf gegen Typ-2-Diabetes muss also auf den Ausbau der Diagnose gelegt werden.
Noch wirkungsvoller allerdings wäre es die Prävention zu stärken und aufzuklären, was vor Typ-2-Diabetes schützen kann: gesunde Ernährung und ein gewisses Maß an Bewegung. Auf Dauer können so die Gesundheitssysteme entlastet werden – global und natürlich auch in Deutschland.
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