Die Windenergie auf See ist ein zentrales Element der Energiewende. Doch Bau, Betrieb und Wartung dieser Offshore-Anlagen sind mit ökologischen Risiken verbunden: Unterwasserlärm belastet Meerestiere, Seevögel drohen mit den Rotoren zu kollidieren und die Fundamente der Windräder können sogar Meeresströmungen beeinflussen.
Nun hat ein internationales Forscherteam unter Leitung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ein weiteres Risiko identifiziert: Offshore-Windparks können demnach potenziell chemische Stoffe im Meer freisetzen. Insgesamt stellten die Forscher bei der Auswertung von Forschungsartikeln, Berichten und Sicherheitsdatenblättern 228 solcher möglichen Substanzen fest.
Knapp ein Viertel dieser Substanzen – insgesamt 62 – gelten als besonders umweltrelevant. Sie stehen auf einer Liste der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) oder der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die Stoffe nach ihrer Wirkung bewerten. Darunter, so schreiben die Forscher im Fachjournal „Marine Pollution Bulletin“, seien Stoffe, die potenziell toxisch, persistent, hormonell wirksam oder krebserregend sein können oder sich in der Nahrungskette anreichern.
In welchem Umfang Windparks tatsächlich chemische Substanzen freisetzen, muss nach Einschätzung des BSH genauer erforscht werden. Pablo Zapata Corella vom französischen Forschungsinstitut der Meere, einer der an der Studie beteiligten Institutionen, sagt: „Um zuverlässige Daten zu erhalten, benötigen wir modernste Analysemethoden, die sehr niedrige Nachweisgrenzen erreichen. Außerdem ist die Rückverfolgung von Verschmutzung in Umgebungen mit vielen potenziellen Emissionsquellen komplex und erfordert weitere Forschung.“
Die möglichen Substanzen stammen nach Angaben der Forscher vor allem aus Korrosionsschutzsystemen (70 Prozent) sowie Ölen und Schmierstoffen (zehn Prozent). Hinzu kommen Emissionen aus Kühl- und Feuerlöschmitteln. Eine Möglichkeit wäre, die Konzentrationen ausgewählter Stoffe vor dem Bau und während des Betriebs von Offshore-Windparks zu messen und dann mit entsprechenden Messungen während des Betriebs der Windparks zu vergleichen.
Standards für Windparks fehlen
Die Studie zeigt auch, dass manche Emissionen vermieden werden können –beispielsweise mit alternativen Korrosionsschutzsystemen, geschlossenen Kühlsystemen und biologisch abbaubaren Betriebsstoffen. „Allerdings fehlen branchenspezifische Standards, wie sie beispielsweise in der Schifffahrt verwendet werden“, heißt es in einer Mitteilung des BSH.
In Deutschland gibt es bereits einige Vorgaben: Projektträger müssen während der Planung eines Offshore-Windparks ein Konzept beim BSH einreichen, das potenzielle Emissionen nennt und zeigt, wie sie vermindert werden. Auch Konzepte für Abfall und Betriebsstoffe müssen vorgelegt werden.
Deutschland, so die Forscher, nehme mit dieser Vorgehensweise im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle ein. Die Forscher hoffen, so schreiben sie, dass ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit künftig zu internationalen Leitlinien führt.
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