Die Asiatische Tigermücke hat sich rasch in Europa ausgebreitet. 1979 wurde in Albanien die erste Mücke auf dem Kontinent entdeckt. Inzwischen ist das aus Südostasien stammende Insekt unter anderem in Italien, Frankreich und Deutschland vertreten. Städte wie London, Wien, Straßburg und Frankfurt am Main seien vom Klima her gut für die Ausbreitung der Tigermücke geeignet, auch wenn sie noch nicht überall fest etabliert sei, schreibt ein Forschungsteam im Fachjournal „Global Change Biology“. Die Gruppe nutzte für ihre Berechnungen Beobachtungsdaten und Modellierungen.

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der etablierten Mücken-Vorkommen nach Norden habe sich stark beschleunigt – zumindest in Frankreich, das die Forschergruppe besonders in den Blick genommenen hat. Von jährlich etwa zehn Kilometern im Jahr 2014 auf 20 Kilometer im Jahr 2024. Auch die Regionen, die für die Mücke klimatisch geeignet sind, erweitern sich demnach nach Norden. In Städten könne der Wärmeinseleffekt in Kombination mit hoher Bevölkerungsdichte geeignete Bedingungen schaffen.

„Hochgerechnet aus den Ergebnissen wird geschätzt, dass sich die Mücke innerhalb eines Jahrzehnts in Nordfrankreich etablieren könnte. Von dort aus könnte sie leicht London erreichen“, sagte Mitautor Andrea Radici von der Université de Montpellier in Frankreich.

Die Mücke mit dem wissenschaftlichen Namen Aedes albopictus kann unter anderem Dengue- und Chikungunya-Viren übertragen. Die Erstinfektion des Dengue-Fiebers verläuft meist unbemerkt oder mild. Bei nachfolgenden Infektionen kann es zu grippeähnlichen Symptomen, Erbrechen und blutenden Schleimhäuten kommen. Die Chikungunya-Symptome können ebenfalls mild sein, aber auch starke Gelenkschmerzen und Hirnhautentzündung umfassen. Besonders gefährdet sind Säuglinge und ältere Menschen. In seltenen Fällen können die Viren zum Tod führen.

Die Tigermücke, die an Körper und Beinen schwarz-weiß gestreift ist, legt ihre Eier im Wasser ab. Bei ausreichender Wärme entwickeln sich daraus Larven und schließlich flugfähige, erwachsene Insekten. Sie kann etwa in Transporten von alten Autoreifen oder Blumen von einem Land zum anderen reisen.

Mittelgroße Städte besonders gefährdet

Die Analyse legt nach Angaben des Teams nahe, dass mittelgroße Städte durch den Klimawandel dem höchsten Risiko ausgesetzt sind. „Diese Erkenntnis steht im Einklang mit den kürzlich gemeldeten Dengue-Ausbrüchen in Europa“, heißt es in der Studie. So gab es etwa 2004 einen Ausbruch mit 199 Fällen im italienischen Fano.

Eine einzelne Mücke muss dabei nicht notgedrungen gleich eine Ausbreitung bedeuten. So wurde die Asiatische Tigermücke bereits 2018 in Frankfurt entdeckt, konnte sich offensichtlich aber zunächst nicht etablieren.

In den 2010er-Jahren war nach Forscherangaben bereits ein großer Teil Südeuropas, aber auch das Pariser Stadtzentrum für die Etablierung der Asiatischen Tigermücke geeignet. In den 2020er-Jahren kamen nach ihren Angaben weitere Teile Westeuropas hinzu.

Bei der Verbreitung der Dengue-Viren spielen neben Klima und Witterung auch die Zahl der Mücken und Menschen in dem Gebiet eine Rolle. So gab es weltweit nach Auskunft des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) dieses Jahr bis Ende Juli weltweit 3,6 Millionen Dengue-Fälle und 1900 Tote.

Auf dem europäischen Kontinent registrierte es im gesamten Jahr 2024 über 300 lokal übertragene Fälle, der Großteil davon in Italien, gefolgt von Frankreich und Spanien. In Deutschland wurden bislang noch keine Dengue-Übertragungen gemeldet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) im April berichtete. 2023 seien jedoch rund 950 nachweislich infizierte Menschen eingereist, die meisten davon aus Thailand, gefolgt von Indonesien und Mexiko.

Das ECDC warnte erst kürzlich, dass von Stechmücken übertragene Viruserkrankungen in Europa immer häufiger vorkommen. Einen neuen Rekord für den Kontinent verzeichnete demnach das Chikungunya-Virus mit 27 gemeldeten Ausbrüchen bis Mitte August. Das ECDC nennt als klimatische Bedingungen, die die Stechmücken gedeihen lassen: steigende Temperaturen, längere Sommerperioden, mildere Winter und Veränderungen in den Niederschlagsmustern.

Die Asiatische Tigermücke ist laut ECDC mittlerweile in 16 europäischen Ländern etabliert – exakt seien es in Europa 369 Regionen, mehr als dreimal so viele wie vor zehn Jahren. In Deutschland ist sie nach RKI-Angaben in Teilen Baden-Württembergs und dem Rhein-Main-Gebiet flächig sowie punktuell in Bonn und in einzelnen Städten in Bayern und Thüringen sowie in Berlin nachgewiesen worden.

An Mückenschutz bei Reisen denken

Das Forschungsteam empfiehlt, Insekten bereits in jenen Gebieten zu beobachten, die voraussichtlich für die Etablierung der Mücken geeignet werden, unabhängig von der geografischen Entfernung zu derzeit besiedelten Gebieten. Dazu zählten auch große Städte von Südengland bis Westdeutschland.

Das Gesundheitsamt von Frankfurt hat bereits in diesem Frühjahr seine Mitarbeiter zum Fangen von Mücken aufgerufen. Erste Ergebnisse haben nach Angaben der Stadt bestätigt, dass sich schon Populationen der Asiatischen Tigermücke angesiedelt haben. In Deutschland spiele eine Übertragung von Krankheitserregern zwar noch keine Rolle, da die Mücke zunächst einen erkrankten Menschen stechen müsse, um den Erreger aufzunehmen und dann weiterzugeben.

Um zu verhindern, dass Reisende Infektionen auf die Mückenpopulation in Deutschland übertragen, sollten sie sich in tropischen Ländern und in den Sommermonaten auch in Südeuropa aktiv vor Mücken schützen, rät das Amt.

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