Er haftet unentdeckt auf Oberflächen, oder ist auf der Haut von Menschen zu finden – und tritt immer häufiger in Krankenhäusern und Kliniken in Erscheinung. Der multiresistente Hefepilz Candida auris breitet sich weltweit aus und wird zunehmend zur Bedrohung für medizinische Einrichtungen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft den Erreger inzwischen als Pilz mit der höchsten Prioritätsstufe ein. Experten sprechen von „einem der bedrohlichsten Pilze unserer Zeit“. Doch was steckt dahinter?
„Candida auris ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen Knochen und inneren Organen verursachen kann“, fasst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die mit einer Infektion einhergehenden Probleme zusammen.
Aktuell lenkt ein dramatischer Fall aus den Vereinigten Arabischen Emiraten den Blick der Öffentlichkeit wieder einmal auf Candida auris. Ein 34 Jahre alter Mann erlitt einen Unfall im Straßenverkehr und wurde mit schweren Verletzungen, unter anderem am Kopf, in einer Klinik eingeliefert.
Dort wurde er behandelt, auch mit Antibiotika, und mehrfach operiert, aber der zu bekämpfende Hefepilz griff offensichtlich sein Gehirn an. Die behandelnden Ärzte unterzogen die Hirnflüssigkeit entsprechenden Tests und stellten die Diagnose „Candida auris“ an Tag 104 seiner Einlieferung.
Die Behandlung mit mehreren sogenannten Antimykotika dauerte noch mehr als einen Monat an. Der Patient überlebte nur knapp, die Ärzte mussten immer wieder um sein Leben kämpfen. Jetzt ist sein Fall im „Journal of Medical Case Reports“ dokumentiert.
Candida auris wütet weltweit
Auch in anderen Ländern bereitet Candida auris Probleme. In den USA meldete die Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) für das Jahr 2023 insgesamt 4514 bestätigte Infektionen – so viele wie nie zuvor. In Deutschland steigen die Fallzahlen ebenfalls deutlich an. Laut einer aktuellen Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) in Jena wurde Candida auris im Jahr 2023 in 77 Fällen nachgewiesen, somit rund sechsmal so häufig wie in den Vorjahren.
In Großbritannien ist der Erreger seit April meldepflichtig, nachdem dort zwischen November 2024 und April 2025 immerhin 134 neue Fälle registriert wurden. Diese Zahlen teilte die UK Health Security Agency Ende Juli mit. Auffällige Infektionen sind zuletzt aus Italien, Spanien und Rumänien gemeldet worden.
Candida auris wurde erstmals im Jahr 2009 beschrieben, japanische Mediziner entdeckten den Stamm in einer Probe vom Ohr einer 70-jährigen Patientin; mittlerweile ist es eine eigene Art, weltweit zunehmend verbreitet – und berüchtigt. Menschen können auch diesen Hefepilz auf ihrer Haut tragen, ohne eine Infektion zu entwickeln, solange er eben nicht in den Blutkreislauf gelangt. Denn dann droht eine Blutvergiftung, die tödlich enden kann.
Gefährlicher Pilz im Krankenhaus
Der Erreger ist von Mensch zu Mensch übertragbar und kann mehrere Wochen auf medizinischen Geräten sowie anderen Oberflächen überdauern. Zudem ist diese Art gegen viele gängige Antipilzmittel resistent. Heikel ist auch die Diagnose: In Labortests kann Candida auris mit harmloseren Pilzarten verwechselt werden, was eine gezielte Behandlung verzögert.
Als besonders gefährdet gelten Menschen mit geschwächtem Immunsystem, ältere Patienten und Personen auf Intensivstationen. Erschreckend ist die hohe Sterblichkeit bei schweren Verläufen: In wissenschaftlichen Studien finden sich Mortalitätsraten zwischen rund 30 und bis zu 72 Prozent bei schwer erkrankten Patienten.
Für die Allgemeinbevölkerung besteht laut der Einschätzung von Fachleuten aktuell keine unmittelbare Gefahr. Kliniken, Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen sind allerdings angehalten, Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers konsequent umzusetzen.
Dazu gehören eine gezielte Früherkennung durch spezifische Testverfahren, die strenge Isolierung infizierter Patienten, sowie eine umfassende Händehygiene und der Einsatz von Desinfektionsmitteln, die auch gegen Candida auris wirken.
Angesichts der Gefahr fordern Experten dringend eine verstärkte Überwachung, internationale Meldepflichten und die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung resistenter Pilzinfektionen. Auch die in Deutschland seit Juli 2023 bestehende Meldepflicht 2023 – für den Nachweis von C. auris aus Blut und primär sterilen Materialien sowie Ausbruchsgeschehen – erfasst laut Würzburger Mykologen „nur einen kleinen Teil der Fälle“. Sie regen eine generelle Meldepflicht für alle Fälle an.
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