Ein Kind ist in den USA an Masern erkrankt – und gestorben. Das Kind im Schulalter sei nicht gegen den Erreger geimpft gewesen und vergangene Woche in ein Krankenhaus in der Stadt Lubbock eingewiesen worden, teilte die Gesundheitsbehörde des US-Bundesstaats Texas am Mittwoch (Ortszeit) mit.

Es sei die erste Masernerkrankung mit Todesfolge in den USA seit zehn Jahren, berichten Medien. In dem südlichen Bundesstaat gibt es seit mehreren Wochen einen Masernausbruch mit bislang 124 bestätigten Fällen seit Januar, was zu einem „Health Alert“ führte. Die meisten Betroffenen sind Kinder. 18 Menschen mussten ins Krankenhaus, wie die texanische Gesundheitsbehörde weiter mitteilte.

Außerdem wurden neun Fälle im angrenzenden Staat New Mexico gemeldet. Wo genau der Ausbruch seinen Ursprung hatte, ist unklar. Die Gesundheitsbehörden der beiden aktuell betroffenen Bundesstaaten betonen, der beste Schutz gegen die gefährliche Infektionskrankheit seien Impfungen, etwa eine zweimalige Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Weil das Virus ansteckend ist, rechnen sie mit weiteren Fällen.

Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der in früheren Jahren vielfach Zweifel an Impfungen gestreut hatte, sagte, seine Behörde verfolge den Ausbruch genau. Er tat den Ausbruch als „nicht ungewöhnlich“ ab und schien eine Reihe von Fakten falsch wiederzugeben, darunter die Behauptung, dass die meisten der ins Krankenhaus eingelieferten Personen nur zur „Quarantäne“ dort seien. Dem widersprachen jedoch Ärzte, wie unter anderem der Sender CNN berichtete. Die meisten Patienten seien wegen Atemwegsproblemen aufgenommen worden.

Der Masernausbruch und der Tod des Kindes seien „eine große Sache“, hielt die erfahrene Kinderärztin Amy Thompson vom Covenant Children‘s Hospital dagegen. Sie ist CEO des Krankenhauses, wo das Kind vor seinem Tod behandelt wurde. Man sehe nun eine „sehr ernste Folge“ des Masernausbruchs, sagte Thompson.

Die Kinderärztin Lara Johnson, „Chief Medical Officer“ des Krankenhauses, widersprach Kennedy ebenfalls: „Wir nehmen keine Patienten zu Quarantänezwecken auf.“ Vielmehr hätte sich die Atemwegserkrankung bei einigen ihrer Patienten zu einer bakteriellen Lungenentzündung entwickelt. Manche müssten beatmet werden, sagte Johnson, ohne die genaue Zahl zu nennen, aus Datenschutzgründen. „Leider gibt es, wie bei so vielen Viren, keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten für Masern.“

Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten und können in Extremfällen lebensbedrohlich sein. Übertragen werden sie unter anderem durch Tröpfchen und Aerosole in der Luft, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen abgegeben werden. Eine Masern-Infektion beginnt laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in der Regel mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Husten und Kopfschmerzen und weißen bis blau-weißen Flecken an der Mundschleimhaut.

Wenige Tage später steigt das Fieber und es bildet sich der für die Masern typische Hautausschlag mit bräunlich-rosafarbenen Flecken. Die Erkrankung könne zu Lungen- und Gehirnentzündungen führen und tödliche Folgen haben.

Zehn Todesfälle in Europa 2024

In Deutschland schwankt die Zahl der registrierten Masernfälle laut RKI von Jahr zu Jahr. Von 2012 bis 2023 lag die Zahl im Pandemiejahr 2021 mit nur acht Fällen auf einem Minimum. Im Jahr 2015 mit den meisten Fällen dieses Zeitraums waren es 2466. Für 91 Prozent der 553 Fälle, die bis zum 25. September für 2024 übermittelt wurden, ist der Impfstatus bekannt: 82 Prozent der Infizierten waren ungeimpft. Und rund 15 Prozent hatten sich im Ausland laut RKI infiziert.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC registrierte 2024 zehn Todesfälle im Zusammenhang mit Masernerkrankungen: neun in Rumänien und einen in Irland. Weltweit gab es 2023 laut der Weltgesundheitsorganisation schätzungsweise 107.000 solcher Todesfälle, die meisten bei nicht oder nicht genügend geimpften Kindern unter fünf Jahren.

Auch in Deutschland lässt die Impfquote noch zu wünschen übrig. Laut RKI waren 2020, dem Jahr der Einführung des Masernschutzgesetzes, 97,5 oder 93,2 Prozent der untersuchten Kinder, die einen Impfpass vorlegten, ein- beziehungsweise zweimal geimpft. Daten aus dem Jahr 2021 zeigen allerdings, dass deutschlandweit nur rund 81 Prozent der 24 Monate alten Kinder zweimal und damit, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen, zeitgerecht geimpft wurden.

Die texanischen Gesundheitsbehörden hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass es sich bei dem Todesopfer um ein Kind im Schulalter handle, das in der vergangenen Woche ins Krankenhaus gebracht worden sei. Der Todesfall war der Erste durch Masern in den USA seit 2015. Kennedy hatte in diesem Zusammenhang auch fälschlicherweise angegeben, dass zwei Menschen an einer Masern-Infektion gestorben seien. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Andrew Nixon, stellte später klar, dass die US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention nur einen Todesfall festgestellt haben.

Das Virus breitet sich in den USA vor allem unter Angehörigen der Mennoniten aus, einer evangelischen Freikirche. Der Landkreis Gaines, in dem bislang 80 Maserninfektionen gemeldet wurden, verzeichnet eine der höchsten Raten an Kindern im schulpflichtigen Alter in ganz Texas, denen mindestens eine der vorgeschriebenen Impfungen fehlt. Im Schuljahr 2023/24 waren das fast 14 Prozent der Kinder vom Kindergartenalter bis zur zwölften Klasse.

Die Daten des texanischen Gesundheitsamtes zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Masernfälle bei Patienten unter 18 Jahren auftritt. Der aktuelle Ausbruch ist laut den Gesundheitsbehörden der größte in Texas seit fast 30 Jahren und trifft bis auf wenigen Ausnahmen ungeimpfte Kinder. Der texanische Gouverneur Greg Abbott teilte mit, dass sein Büro in regelmäßigem Kontakt mit dem Gesundheitsamt und mit Epidemiologen steht und dass sich Impfteams in dem „betroffenen Gebiet“ befinden. Er nannte den Tod des Kindes eine Tragödie.

Nach Angaben der US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention, CDC, infizieren sich bis zu neun von zehn Menschen, die dem Virus ausgesetzt sind. Die meisten Kinder überstehen die Masern ohne größere Schwierigkeiten, aber eine Infektion kann zu gefährlichen Komplikationen wie Lungenentzündung, Erblindung, Gehirnschwellung und sogar zum Tod führen. Im Jahr 2024 wurden 16 größere Ausbrüche registriert, mit denen 69 Prozent der Fälle – 198 von 285 – im Zusammenhang standen.

Im Jahr 2000 wurden die Masern in den USA für eliminiert erklärt, es gab ein Jahr lang keine kontinuierliche Übertragung der Krankheit. Aber inzwischen vernachlässigen Eltern den dafür notwendigen Impfschutz. Seit der Pandemie sind die Impfquoten landesweit gesunken, und in den meisten Bundesstaaten liegt die Impfquote für Kinder im Kindergartenalter unter 95 Prozent – ein Wert, der aber erforderlich ist, um die Bevölkerung vor Ausbrüchen zu schützen.

Kennedy, der als Impfkritiker bekannt ist, hatte vergangene Woche angekündigt, dass er das bundesweite Impfschema für Kinder, das Masern, Polio und andere gefährliche Krankheiten verhindert, überprüfen lassen wolle. Er hat damit ein Versprechen gebrochen. Vor seiner Bestätigung im Senat hatte er noch versprochen, den Impfplan nicht anzutasten.

Die Gesundheitsbehörden scheinen sich von diesem Richtungswechsel bisher nicht stören zu lassen. In New Mexico beispielsweise wird unter dem Motto „Don‘t Wait – Vaccinate!“ ganz offiziell für einen saisonalen Impfschutz geworben. „Halten Sie Ihre Impfungen auf dem neuesten Stand, damit Sie und Ihre Lieben in dieser Saison gesund bleiben können.“ Impfstoffe gegen Grippe, RSV und Covid seien überall im Land erhältlich, „also warten Sie nicht, sondern lassen Sie sich impfen!“.

Die Nachricht zum Masern-Todesfall bezeichnet der Arzt und US-Senator Bill Cassidy auf X als „absolut verheerend“. Er ermutigt Eltern, dafür zu sorgen, dass der Impfschutz ihres Kindes „up-to-date“ ist, und bekräftigt: „Der Masernimpfstoff ist sicher und wirksam.“

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