Sommer, Sonne, Strand und Depression? Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Trotzdem gibt es die Sommerdepression. Was es damit auf sich hat – und was Betroffenen hilft.

"Wenn jetzt Sommer wär', dann wär' ich hinterher, mir 'n Shirt anzuziehen und dann ab ans Meer" singt Pohlmann in seinem Pop-Klassiker – und greift damit das Lebensgefühl vieler Menschen auf. Wir sehnen uns in der kalten Jahreszeit die warmen Sommernächte herbei und können es kaum erwarten, endlich wieder lange Tage am Badesee zu erleben und die angenehm warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut zu genießen. Ja, wir Deutschen lieben den Sommer. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ist er die liebste Jahreszeit von 41 Prozent der Befragten, den Frühling bevorzugen 30 Prozent.

Es ist also beinahe gesellschaftlicher Konsens, die warme Jahreszeit zu feiern. Sobald die Sonne strahlt und dieTemperaturen steigen, sollte das also auch die Laune tun. Aber was ist, wenn genau das Gegenteil passiert? Wenn man, statt den Sommer zu genießen und sich vom positiven Lebensgefühl draußen mitreißen zu lassen, am liebsten seine Ruhe haben möchte? Natürlich gibt es auch im Sommer, selbst bei schönstem Wetter, einfach schlechte Tage.

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Wenn die Tage sich aber zu Wochen oder sogar Monaten entwickeln, dann spricht man von einer Sommerdepression. Es handelt sich dabei um eine Form der saisonal-affektiven Störungen (SAD), zu der auch die geläufigere Winterdepression zählt. Beides sind psychische Erkrankungen, bei denen die Beschwerden nur zu einer bestimmten Jahreszeit auftreten oder sich in dem entsprechenden Zeitraum verstärkt zeigen. Die Sommerdepression ist dabei deutlich schwerer als solche zu erkennen und wird oft übersehen. Damit Ihnen das nicht passiert, beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die Erkrankung.

Traurig trotz Sonnenschein: Wie entsteht eine Sommerdepression?

Die Sommerdepression ist seit mehr als 40 Jahren bekannt. Trotzdem ist das Phänomen bis heute nicht gut erforscht. Über die Entstehung der Erkrankung gibt es verschiedene Theorien, die sich im Wesentlichen in zwei Ursachen einteilen lassen.

Auf der einen Seite gehen Wissenschaftler:innen davon aus, dass sich unterschiedliche Licht- und Temperaturverhältnisse auf unseren Hormonhaushalt auswirken. Das können wir zum Beispiel bei der Winterdepression gut beobachten: Hier sorgt der Lichtmangel für ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn und begünstigt damit die Entstehung von Depressionen. Im Sommer sorgt genau das Gegenteil für hormonelles Chaos. Durch die stärkere Lichtintensität schüttet unser Körper weniger von unserem Schlafhormon Melatonin aus. Und manche Menschen reagieren darauf mit Stimmungsschwankungen, die sich im schlimmsten Fall zu einer Sommerdepression festigen können.

"Abgesehen davon ist Stress ein Faktor, der die Entstehung einer Depression begünstigt", sagt Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Wenn man im Sommer die Erwartung habe, man müsse genauso glücklich sein wie alle anderen, bedeute das großen Druck. Vor allem dann, wenn man sich alles andere als happy fühlt. Vor allem introvertierte Menschen geraten außerdem im Sommer unter Druck, an Veranstaltungen teilzunehmen – auch, wenn ihnen das oft mehr Energie raubt, als gibt. Hinzukommt, dass depressive Symptome im Kontrast zu den gutgelaunten und aktiven Menschen im Sommer mitunter deutlich klarer zum Vorschein kommen und so viele Betroffene ihre Erkrankung erst erkennen, obwohl sie sich vielleicht im Winter schon angekündigt hat.

Kann jeder eine Sommerdepression kriegen?

Mit der Sommerdepression ist es, wie mit der saisonunabhängigen Form der Krankheit auch: Grundsätzlich kann jeder eine Depression bekommen. In Bezug auf die Sommerdepression gibt es aber einige Risikofaktoren. So weiß man heute, dass insgesamt vier bis sechs Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben daran leiden – vor allem junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Der Grund: Das weibliche Hormonsystem ist deutlich komplexer als das männliche und ist deshalb anfälliger für Schwankungen. Menschen mit bipolaren Störungen leiden zudem häufiger an saisonal bedingten Depressionen.

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Für ausreichend Schlaf sorgen
Geben Sie ihrem Körper Zeit, sich in der Nacht zu regenerieren – und er wird es Ihnen mit Leistungsfähigkeit am Tage und einem starken Immunsystem danken. In einer Studie haben Forscher herausgefunden, dass Schlaf die Arbeit von Abwehrzellen des Immunsystems unterstützt - den sogenannten T-Zellen.
Dass es immer mindestens acht Stunden Schlaf in der Nacht sein müssen, ist aber ein Mythos. "Entscheidend ist das Befinden am Tag", schreibt der Schlafforscher Hans-Günter Weeß in seinem Buch "Die schlaflose Gesellschaft". "Wer sich am Tag ausgeschlafen, fit, ausgeglichen und leistungsfähig fühlt, hatte genügend Nachtschlaf – egal wie viel es war."
Übrigens: Ein Mittagsnickerchen ist nicht tabu - im Gegenteil. Es ist gesund und steigert die Leistungsfähigkeit in der zweiten Tageshälfte. © Mladen Zivkovic / Getty Images
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Woran erkenne ich eine Sommerdepression?

Eine Depression kann sich immer auf vielfältige Art und Weise äußern. Zu den grundlegenden Symptomen zählen Niedergeschlagenheit und Erschöpfung, oftmals begleitet mit Schlafproblemen und sozialem Rückzug. Im Gegensatz zur Winterdepression, die durch Müdigkeit und gesteigertem Appetit geprägt ist, leiden Betroffene einer Sommerdepression eher an Unruhe und Appetitmangel. Außerdem treten Symptome wie Nervosität, Antriebslosigkeit, Interessenverlust und Konzentrationsstörungen auf. Wie bei der klassischen Depression kann es auch zu körperlichen Beschwerden und einem verminderten Selbstwertgefühl sowie ausgeprägten Schuldgefühlen kommen. Wer diese oder ähnliche Symptome mindestens zwei Jahre hintereinander im Sommer beobachtet, der könnte unter einer Sommerdepression leiden.

Ich habe einige Symptome der Sommerdepression ­– was kann ich tun?

Wer Symptome der Sommerdepression bei sich entdeckt, der sollte auf keinen Fall tatenlos zusehen, wie die "summertime sadness" einen dunklen Schatten über den Sonnenschein legt. Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst aus dem Sommertief rauszuholen. Wer es schafft, seine Situation zu akzeptieren, der legt eine gute Basis für die Heilung. Denn sobald Betroffene gegen ihre Ängste und Sorgen ankämpfen und sich womöglich sogar dafür schämen, werden die Wolken am Himmel nur noch dunkler. Das Gleiche kann übrigens auch im Urlaub passieren, denn die Erkrankung reist mit und kann unter Umständen in einer fremdem Umgebung mit ebenfalls glücklichen und fröhlichen Menschen sogar noch schlimmer werden. Stattdessen könnten folgende drei Dinge helfen:

  1. Schrauben Sie die Ansprüche an sich selbst herunter und erlauben Sie sich, auch mal bei schönstem Sonnenschein vorm TV zu hocken, statt zwangsläufig raus zu gehen.
  2. Vertrauen Sie sich mit Ihren Sorgen anderen an und machen Sie die Krise nicht mit sich selbst aus. Wie sagt man so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
  3. Bewegen Sie sich und essen Sie gesund, damit tun Sie ihrem Körper einen Gefallen und der wird es Ihnen mit einer Portion Glückshormone danken.

Eine der größten Gefahren der Depression ist die soziale Isolation. Denn wer einmal in die Einsamkeit verschwindet, der findet da nur schwer allein wieder raus. Für diese Fälle – und falls die Symptome aus anderen Gründen länger anhalten oder sich verschlimmern sollten – gibt es immer auch die Möglichkeit, sich an den Hausarzt zu wenden. Der hilft in der Regel dabei, die Beschwerden einzuordnen und stellt im Zweifel den Kontakt zu einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeitin her. Die gute Nachricht zum Schluss: Eine Depression ist heute in der Regel sehr gut behandelbar.

mit Mateial der dpa

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